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Personenwagen lfd. Nr. 720
Im
Jahr 1907 entstanden 12
Fahrzeuge einer neuen
Generation vierachsiger
Schmalspurwagen - die lfd. Nr.
711. Sie besaßen in einem
kleineren Abteil 11
gepolsterte Sitzplätze der
zweiten Klasse und im größeren
Abteil 23 Sitzplätze der
dritten Klasse sowie 7
Notklappsitze.
Der Wagenkasten
war in Holzständerbauweise
konstruiert und
mit Holz verkleidet. Je Längsseite waren 6 große Fenster sowie ein
schmales Abortfenster eingebaut. Auf das Oberlicht verzichteten die
Erbauer.
Aufgrund der Länge von 13.360 mm wurde der Hauptrahmen durch ein
Sprengwerk unterstützt. Die Endbühnen brachte man auf Hilfsträgern
unter, welche am Hauptrahmen schräg angeschuht waren.
Außerdem richtete man offene Übergänge in den Bühnenstirnwänden ein,
welche sich aber in Sachsen nicht durchsetzten und später wieder
entfernt wurden. |
Der Wagen in seinem
derzeitigen Zustand in
Lohsdorf |
Die Drehgestellbauart übernahm man fast unverändert von der Gattung
716, allerdings vergrößerte sich der Drehzapfenabstand auf 8100 mm.
Erstmals erhielten
Schmalspurwagen ab Werk einen
Abort, welcher sich zwischen
den beiden Abteilen befand.
Zur Ausrüstung gehörten
Heberleinbremse, Ofenheizung und Ölbeleuchtung. Vermutlich bereits
1914 erfolgte die Umrüstung erster Exemplare auf Körting-Saugluftbremse,
später kamen Dampfheizung und Gasbeleuchtung bzw. elektrische
Beleuchtung zum Einbau.
Durch die großen Fenster bot sich ein guter Ausblick auf die
Landschaft, der die Wagen bei den Fahrgästen schnell beliebt werden
ließ (sog. "Großfenstriger").
Nachdem sich die Wagen der
lfd. Nr. 711 bewährten, bestellten die Königlich Sächsischen
Staatseisenbahnen im Jahr 1912 weitere 54 Wagen, welche 1912 und
1913 geliefert und unter der lfd. Nr. 720 geführt wurden. Der
Wagenkasten war 240 mm kürzer aber 14 mm breiter. Alle anderen Maße
entsprachen denen der lfd. Nr. 711.
Die Inneneinrichtung der 3.
Klasse mit
Holzlatten-bestuhlung. |
Vor dem Abort befindet sich
ein Notklappsitz. |
Markantester
Unterschied war die Gestaltung
des Innenraumes, unterteilt in
zwei Abteile der dritten
Klasse und ausgestattet mit
Holzlattenbestuhlung. Die
zweite Klasse gab es nicht
mehr. Die Sitzaufteilung
entsprach der der
Vorgängergattung, ebenfalls
vorhanden war der Abort. Der
konstruktive Aufbau des
Untergestells und des
Wagenkastens wurde ebenfalls
von der Gattung 711
übernommen. Schon bei
Anlieferung hatten die Wagen
die moderne Gasbeleuchtung,
welche später durch
Elektrische ersetzt wurde. In
jedem Abteil war durch das
Entfernen von zwei Sitzbänken
die Aufstellung eines Ofens
möglich. Um den
Personenverkehr auch auf den
Schmalspurbahnen weiter zu
modernisieren, |
Für das Gepäck stehen
geflochtene Gepäcknetze über
allen Sitzbänken zur
Verfügung. Das Wageninnere ist
mit Bierlasur lackiert. |
ließ die Sächs.Sts.E.B. im Jahr 1922 weitere 52 Wagen bei der Firma Busch in
Bautzen bauen. Sie wurden wahrscheinlich bereits mit Saugluftbremse
geliefert, entsprachen aber sonst ihren Vorgängern. Das Werk Bautzen
der Firma Linke-Hofmann-Busch fertigte nach überarbeiteten
Zeichnungen im Jahr 1928 noch je zwei Wagen der früheren Gattungen
711 und 720, allerdings wurde dieser Weiterbau eingestellt, da in
Werdau bereits die Planung für die ersten Einheitspersonenwagen
lief. Die beiden Exemplare wurden mit Saugluftbremse,
Scharfenbergkupplung und Blechverkleidung geliefert. |
Einsatz und Ausmusterung |
Neben drei Oberlichtwagen
wurden auch zwei "Großfenstrige" Wagen 1944 zur RVD Kiew abgegeben.
Drei Zittauer Exemplare blieben 1945 bei der CSD und waren weiter
auf der Strecke von Reichenau
nach Friedland eingesetzt.
Vier Wagen gelangten als Reparationsleistung 1946 in die Sowjetunion.
Die Landesbahnen
Brandenburg mieteten 1948 drei Exemplare, welche 1949 nach
Perleberg, sowie nach Dahme weitergegeben wurden.
Auch nach Putbus/Rügen und Burg gab die Rbd Dresden insgesamt 10
Exemplare ab. Die Burger Wagen kehrten bereits 1958/59 zur Rbd
Dresden zurück. Ein Einzelgänger blieb der ehemals Zittauer K302
(675k) von 1953 bis zu seiner Ausmusterung 1967 in Wernshausen (Rbd
Erfurt). |
Viel Arbeit wartet auf den
Verein bei der Aufarbeitung
von K373. |
970-239 und 970-255 erhielten in den fünfziger
Jahren Druckluftbremse und einen creme-roten Anstrich für den
Einsatz als Beiwagen zu dem Schmalspurtriebwagen VT 137 322 im
Zittauer Netz.
Im Jahr 1967 wurde wie bei
der Gattung 711 eine große Zahl der Fahrzeuge ausgemustert,
insgesamt verkaufte oder verschrottete man 17 Wagen. Der
NVA-Standort Söllichau kaufte neben zahlreichen anderen Güter- und
Personenwagenkästen auch sechs Exemplare der Gattung 720. Zwischen 1970 und 1975
wurden weitere 31 Wagen ausgemustert. Auf der Baustelle der Dresdner
Hofkirche stand seit 1979 970-367 als Baubude. |
Von den nun noch vorhandenen
35 Wagen wurden 20 zwischen 1977 und 1983 modernisiert, neun weitere
folgten 1990 und 1991. Dazu gehörten die vier letzten Putbuser Wagen
(970-772, 970-781, 970-782, 970-784), die ehemaligen Burger 970-822
und 970-823 sowie der bereits 1980 ausgemusterte ehemalige
cremeweiß-rote VB 970-255 aus Zittau. |
Der Personenwagen bildet
mit seinen 45
Sitzplätzen den
Grundstock des künftigen
Schwarzbachbahnzuges. |
970-241 blieb in Zittau
mit weitgehend
originaler
Inneneinrichtung der
dritten Klasse erhalten.
Er wurde noch bis Ende
der 90er Jahre als
Traditionswagen den
Regelzügen der SOEG
beigegeben und musste
dann mit abgelaufenen
Fristen abgestellt
werden. Der
Schwarzbachbahn e.V.
konnte den Wagen im Jahr
2011 dankenswerter Weise
als Dauerleihgabe
übernehmen und strebt
mittelfristig die
betriebsfähige
Aufarbeitung als K 373
im Stil der Zwanziger
Jahre an. Der
Personenwagen bildet mit
seinen 45 Sitzplätzen
den Grundstock des
künftigen
Schwarzbachbahnzuges. |
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